Ein innerer Monolog ist eine Form des Selbstgespräches, das nur in den Gedanken des jeweiligen Protagonisten stattfindet - in diesem Fall ist es eine Kaffeekanne - die letzte ihrer Art:

 

 

 

“Nicht schon wieder! Diesen Blick kenne ich.

Das war damals schon so, bei der Gräfin Eliza.

So ein kleiner Bengel musste kippeln. Ausgerechnet bei der Kaffeetafel. Verlor sein Gleichgewicht und riss die Damasttischdecke mitsamt meinen Verwandten … ich darf gar nicht dran denken. Ich wurde zur Waisen, nur weil ich auf der Anrichte stand. Wäre ich doch bloss auch zersplittert.

 

Jetzt steh ich da in diesem blöden Porzellanmuseum und wenn mich nicht die Besucher angaffen, dann die anderen, wie diese hässliche Teekanne gegenüber. Ihr abschätziger Blick ist kaum auszuhalten. Was die sich einbildet. Dabei bin ich diejenige, die einen sehr langen Stammbaum nachweisen kann und wenn ich nicht … egal.

Pff, macht einen auf super modern und elegant.

Die kann mich mal.

Dieses glänzende Beige mit dem filigranen silbernen Schriftzug “zur Silberhochzeit” und die fein geschwungene Nase sucht ihres gleichen als Kaffeekanne von Welt. Von den Ornamenten ganz zu schweigen. Mein Deckel sitzt auf einer Rosette und in seinem Griff ist ein Herz angedeutet. Romantik pur sage ich.

Extra angefertigt wurde ich. Keine Ware vom Fließband, die du an jeder Ecke kaufen kannst.

Je länger man mich betrachtet, nicht anstarrt … damals wussten sie auch nicht … ich war nicht mehr zu gebrauchen … und doch fanden sie mich wert … jedenfalls nicht zu entsorgen, im eigentlichen Sinn.

 

Was passiert grade?

Ich werde aus der Vitrine genommen.

“Halt! Nein! Nimm den Lappen aus meinem Gesicht!”

Gott, was für ein Schreck. Wo bringt der mich denn hin?

Na, wenigstens ist jetzt diese bescheuerte Teekanne aus meinem Blickfeld verschwunden.

Da vorne. Schon wieder so ein Bengel. Stibitzt eine Banane aus der Tasche seiner Mutter. Mir schwant Schreckliches.

“Hallo, du da mit dem Lappen. Pass auf! Da liegt was!”

 

Vor mir entsetzte Schreie, hinter mir hämisches Lachen. "Oh nein! Vorbei!"